„Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss. […] Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung. Er ist nichts, als was Erziehung aus ihm macht […]. Die Erziehung ist eine Kunst, deren Ausübung durch viele Generationen vervollkommnet werden muss […]. Wenn man das aber reiflich überdenkt, so findet man, dass dieses sehr schwer sei. Daher ist die Erziehung das größte Problem und das schwerste, was dem Menschen kann aufgegeben werden.“
(Kant in seinen Vorlesungen über Pädagogik, 1776-1787)
Im Anschluss an diese Vorstellung Kants ergibt sich die Verantwortung für die Gesellschaft, ihre nachwachsenden Generationen bestmöglich zu erziehen. Aus diesem Grund kann gerade dem Fach Pädagogik bzw. Erziehungswissenschaft eine erhöhte Bedeutsamkeit in Hinblick auf seine Alltagsrelevanz und den Lebensweltbezug der Schülerinnen und Schüler beigemessen werden.
Erziehungswissenschaft ist als neu einsetzendes Fach in der Einführungsphase wählbar und eröffnet Schülerinnen und Schülern gleiche Startchancen und eine neue Schwerpunktsetzung. Das Fach arbeitet interdisziplinär. Das bedeutet, es ergeben sich Vernetzungsmöglichkeiten mit Geschichte, Philosophie, Sozialwissenschaften oder auch Biologie.
Zielsetzung des Faches
Das Fach richtet sich nicht nur an zukünftige LehrerInnen und ErzieherInnen. Fragen der Erziehung spielen in vielen Lebensbereichen einer modernen Industriegesellschaft eine Rolle (Familie, Schule, Beruf, Gruppen…).
Es geht darum, Jugendlichen dazu zu verhelfen, sich selbst, ihre eigene Lebensgeschichte und ihre Lebenssituation in ihrem gesellschaftlichen Kontext zu begreifen, eine kompetente Selbstreflexion auf der Basis theoretischer Erkenntnisse zu initiieren.
Die Schüler und Schülerinnen sollen durch Reflexion eigener Erfahrungen, Anwendung erziehungswissenschaftlicher Erkenntnisse und durch Auseinandersetzung mit Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung und Fragestellung dazu befähigt werden Erziehung als grundlegenden Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung zu erkennen und begründet Sachurteile und Wertentscheidungen für pädagogisches Urteilen und Handeln in sozialer Verantwortung zu treffen.
Arbeitsweisen des Faches
Im Hinblick auf den Erwerb von Sach-, Methoden-, Kommunikations- und Sozial- / Personalkompetenz bieten sich gerade im Fach Erziehungswissenschaft zahlreiche Möglichkeiten für interessante und motivierende Lernarrangements an. (Analyse theoretischer Texte, statistischer Untersuchungen, und Fallstudien; Durchführen von Interviews, Befragungen, Rollenspiele, Dilemmadiskussionen, Formen kooperativen Lernens, Projekte etc.) Auf verschiedene Weise können Möglichkeiten und Grenzen der Gewinnung pädagogisch bedeutsamen Wissens unmittelbar und angeleitet erkannt werden.
Anforderungen an Schülerinnen und Schüler
Die Schülerinnen und Schüler sollten ein deutliches Interesse sowohl an Fragen der menschlichen Entwicklung, der Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen als auch an historischen und aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, die menschliche Beziehungen und Erziehung beeinflussen, zeigen.
Verwendungsmöglichkeiten der im Fach erworbenen Kompetenzen
Schulischer Unterricht kann außerunterrichtliche erzieherische Bemühungen nicht ersetzen. Erzieherisches und humanes Engagement innerhalb und außerhalb der Schule setzt aber Kompetenzen voraus, die nicht von selbst entstehen, sondern gelernt werden müssen. Erziehungswissenschaft als Unterrichtsfach kann wesentlich zum Aufbau dieser dringend benötigten Kompetenzen beitragen. Unsere Gesellschaft ist neben einem hohen Maß an Sachkompetenz und „know how” (Wissensgesellschaft) auch auf Kompetenzen angewiesen, die ein humanes Miteinander der Menschen ermöglichen.