„Was gibt es Neues?“ – „Kennen Majestät schon das Alte?“
BifoS-Veranstaltung mit Jürgen Kaube stieß auf großes Interesse
Seine Stellungnahme zum Thema „Digitalisierung“ machte nachdenklich: Jürgen Kaube (siehe Foto, vorne links), Journalist, F.A.Z.-Herausgeber und Autor des Buches „Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?“, war am 21. Januar Gast des „Bildungsforums Schule“ am GHM.
Nachmittags hatte er mit den Mitgliedern der Philosophie-AG im kleinen Kreis angeregt diskutiert, abends stellte er sich in der voll besetzten Aula den Fragen des Moderatoren-Teams (Giuliana Barthel, Selin Baydili, Sortirios Polichronidis, Penka Todorinova) und denen des Publikums, darunter zahlreiche außerschulische Gäste.
In einer seiner Antworten zitierte Jürgen Kaube eine Anekdote, nach der ein preußischer König seinen Hofastronom gefragt haben soll, was es Neues gebe, und dieser antwortete: „Kennen Majestät schon das Alte?“ Diese Anekdote, so Kaube, spiegele einen wichtigen Aspekt des Themas „Digitalisierung und Schule“.
Anstatt Hymnen auf eine digitale Zukunft anzustimmen und darin den Durchbruch zu einem ganz neuen Lernen zu sehen, solle man sich auf den Auftrag von Schule besinnen, elementare Kulturtechniken zu vermitteln und Grundlagen für eine noch nicht absehbare individuelle Zukunft (also noch nicht qualifizierend für bestimmte Berufsfelder) und für ein eigenständiges kritisches Denken zu schaffen. Für jedes Unterrichtsfach sei zunächst danach zu fragen, ob und wie digitale Geräte und Techniken, Software und Internet dem Grundauftrag dienen können.
Grundsätzlich sei gegen den schulischen Einsatz digitaler Technik als kritisch hinterfragtes Hilfsmittel in konkreten Lernsituationen, als Verwaltungshilfe, zum Programmieren-Lernen usw. nichts einzuwenden. Es müsse jedoch bedacht werden, dass digitale Geräte schnell veralten und, einmal angeschafft, sowohl Folgekosten haben als auch einer qualifizierten Systempflege bedürfen, was häufig nicht bedacht werde.
Auch hob Kaube hervor, dass für ihn die personale Interaktion im Unterricht ein sehr wichtiges Element schulischen Lernens darstelle, das es so nirgendwo anders gebe und das nicht durch Digitalisierung zu ersetzen sei.
Die Veranstaltung mit Jürgen Kaube war die achte des „Bildungsforums Schule am GHM“ seit der Gründung im Frühjahr 2018. Bisherige Gäste und Themen waren:
- Prof. Dr. Christoph Dartmann – „Wofür eigentlich Geschichte?“
- Prof.(em.) Dr. Heinz Schirp – „Wie lernt unser Gehirn?“
- Dr. Matthias Burchardt – „Gefahren des Internets“
- MdB Paul Ziemiak / Ernst Schulte, Mendener Unternehmer – „Demokratie in Europa“
- Dr. Solmaz Alevifard – „Mutig zu sich selbst finden“
- Alfred Buß, ehem. Präses der Ev. Kirche Westfalen / Dr. Hartwig Schnell, Chefarzt Innere Medizin am Klinikum Hochsauerland / Frau Lahme u. Frau Gäbler, Hospizkreis Menden
– „Der Tod ist keine Niederlage“
- MdB Dagmar Freitag – „Bildungsgerechtigkeit – Allen das Gleiche oder jeder nach seinen Fähigkeiten?“